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  • AutorenbildGeorg

Den täglichen Wahnsinn in den Griff kriegen

Wer kennt das Alltagsinferno nicht?: Raus aus den Federn, Kinder in die Spur bringen, Frühstück im Stehen, Haushalt halbwegs aufklaren, Kinder in das Home- oder Realschooling schieben. Kurz durchschnaufen, und dann die eigene Arbeit im Beruf. Ende der 1. Halbzeit. Die 2. Halbzeit ähnelt der ersten. Der tägliche Wahnsinn, oft an 7 Tagen die Woche. Kaum Zeit übrig, um sich selbst zu versorgen, mit dem was Frau braucht, oder korrekterweise auch Mann. Da soll einem noch Gelegenheit zur Freude bleiben? Wie denn?


Erkenne beizeiten das System des täglichen Wahnsinns!


Was sind die Treiber, die unsereins die Luft zum Atmen nehmen? Die Gesellschaft, dh. die unmittelbare und mittelbare Umgebung ist mit den gleichen Symptomen der alltäglichen Überforderung konfrontiert. Gespräche unter FreundInnen bestätigen jeder gestressten Mutter, jedem gestressten Vater, zumal wenn alleinerziehend, dass offensichtlich der tägliche Wahnsinn kein Einzel- sondern ein gesellschaftliches Phänomen ist. Allerorten in den Familien müsste der normale Tag am besten 30 plus-Stunden haben, um das reguläre Pensum ohne Schnappatmung erledigen zu können. Vielleicht bliebe dann sogar noch ein wenig Zeit, Zeit für sich, die Partnerschaft, die Liebe, dem Nachgehen nach den eigenen Bedürfnissen zu finden. Ist daher der tägliche Wahnsinn tägliches Programm, das wir nicht wegzappen können wie ein blödes Programm im Fernseher? Doch! Es gibt da Möglichkeiten. Verzeihung: vielleicht ist die Einsicht der erste Weg zur Besserung. Gerade zu Beginn eines neuen Jahres bietet sich die Einführung eines ganz persönlichen Tagebuches an, in dem Sie „den täglichen Wahnsinn“ sichtbar machen, ihm Raum zur Reflektion geben.


Das Tagebuch zur Visualisierung des täglichen Wahnsinns


„Jetzt soll ich auch noch Tagebuch schreiben – ja spinnt denn der, der diesen Blog schreibt“? höre ich Sie laut und deutlich beim Lesen dieser Zeilen. „Ja, muss sein“, rate ich Ihnen, wenn Sie den täglichen Wahnsinn unter Kontrolle kriegen wollen, bevor Sie eines Tages „einen Vogel kriegen“. Nehmen Sie diese Zeilen wie das Nachblättern in einem Kochbuch: Man (Frau) nehme und „rühre an“:


· ein Excel-sheet, einen analogen Kalender


· eine Tageseinteilung von Sonntag bis Samstag


· eine ganz persönliche, auf die Familie zugeschnittene Tageszeiteinteilung, z.B. von 06.00 bis 22.30 Uhr


· Positionieren Sie diesen Kalender so, dass Sie einmal täglich und zwar kontinuierlich quasi über diesen Stolpern würden, um abends vor dem Zubettgehen den Tag Revue passieren zu lassen


· Tragen Sie stur, ja stur, alle Tätigkeiten ein, die Ihnen möglicherweise auch noch so belanglos erscheinen, z.B. 06.00 Uhr Kinder wecken, 8.30 Uhr Rechner hochfahren, Zoomkonferenz mit X, 11.30 Uhr Einkaufen etc. bis 21.00 Uhr Kinder im Bett -ich totmüde am Bügeltisch etc. Gehen Sie total minutiös vor. Auch die kleine Kaffeepause zwischendurch gehört vermerkt. Verrückt? nee! Auflösung folgt!


· Markieren Sie täglich-!- mit der Farbe grün, was Ihnen Freude gemacht hat, z.B. eine nette Zoom- oder Realbegegnung mit X oder Y, der Empfang einer Online-Bestellung mit einer bestellten Wunschklamotte etc.


· Markieren Sie in rot alles, was Ihnen gegen den Strich gelaufen ist, was Sie gelangweilt, geärgert, gestresst hat, z.B. der Erhalt des Steuerbescheides, eine unverschämte Mail, die fette 5 in Mathe Ihres Kindes etc.


· Spielen Sie LehrerIn und geben Sie allen grünen und roten Punkten eine Note: 1 wie bow äh, das war toll, Note 6: …kannste knicken, sofort verdrängen, furchtbar. Die Noten geben Sie jeweils im Rahmen des roten und später im grünen Raster.


· Am Ende einer Woche nehmen Sie sich Ihr Tagebuch und eine Tasse Kaffee/Tee oder was auch immer und eine ruhige ½ Stunde nur für sich, ohne Kinder, Partner, Media.


· Entdecken Sie auf Ihrer Wochen-„Performance“ einerseits die Glücksbringer, die echte Freude bringenden Momente und freuen sich an diesen nochmals besonders. Welche dieser Punkte haben Wiederholungspotenzial, das Sie selbst fördern können? Die roten Punkte haben auch besondere Bedeutung: wo gibt es Zeitfresser, die immer wiederkehren, Sie nerven, Ihnen das Leben zur Hölle machen? Welche Mittel können Sie sich aktiv vorstellen, mit denen Sie diese Zeitfresser, die den täglichen Wahnsinn wesentlich boosten, eindämmen oder gar eliminieren?


· Konsequenz ist hier das Stichwort: der tägliche Wahnsinn lehrt Sie täglich, dass er mit einer brutalen Konsequenz auftritt. Halten Sie dagegen. Sie sind es sich selbst schuldig.



Konsequenz contra täglichem Wahnsinn


Denken Sie an den Slogan eines Baumarktes: „geht nicht – gibt´s nicht“. Anfangs wird es Ihnen schwerfallen, mit Entschlossenheit diesem Übeltäter zu Leibe zu rücken. Der „innere Schweinehund“ liegt oft Zähne fletschend vor der Tür und warnt Sie vor dem Übertreten der eigenen Schwelle. Schicken Sie den „innere Schweinehund“ in die Hundehütte, legen Sie ihn an die Kette. Machen Sie den Weg frei für ein unbeschwerteres Leben. Wie könnte das konkret aussehen?


· Achten Sie auf einen von Ihnen vorgegebenen Tagesablauf, auch für die Kinder.


· Stellen Sie Ihren Anrufbeantworter, besonders in der Phase des Homeoffice, an und beantworten nur dann eingehende Telefonate, wen Sie eine „Störung“ entweder erwarten oder zulassen wollen.


· Entkoppeln Sie Ihre Whatsapp, Facebook- etc. Kontakte von Ihrem Arbeitsbildschirm.


· Verordnen Sie sich und den Kindern konsequent Ruhephasen, in denen weder Sie, noch Partner noch die Kinder gestört werden dürfen. Das heißt, dass auch z.B. Hausaufgaben in Ruhe und ungestört, sowie selbstständig gemacht werden.


· Gönnen auch Sie sich das „Loslassen“. Lassen Sie Ihre Kinder ihre Aufgaben erledigen, ohne dass Sie entweder ständig kontrollieren oder von Kinderseite aus „Mama“ als ständige Anlaufstelle zulassen.


· Verabreden Sie mit der Familie gemeinsame „Meetingzeiten“, dh. wenn möglich ein gemeinsames Frühstück, ein gemeinsames Abendessen etc.


· Verteilen Sie altersgemäße Aufgaben, die im Haushalt regelmäßig zu erledigen sind.

· Achten Sie darauf, dass besonders Ihre Kinder als Grundschüler, wirklich gegen den Trend laufend, beizeiten zu Bett gehen UND schlafen.


· Regeln Sie konsequent die altersgerechte Mediennutzung Ihrer Kinder.

· Stellen Sie einfach fest zu befolgenden Regeln auf, in dem Sie quasi die Ergebnisse Ihres Tagebuches zu Ihren Gunsten einsetzen.


· Schaffen Sie Einigkeit in der ehelichen Erziehung Ihrer Kinder, um nicht gegeneinander ausgespielt zu werden.


· Last but not least: Verlassen Sie bewusst und konsequent die Ebene der „Allzweckwaffe Mutter“. Sie haben es sich verdient, bei aller Beanspruchung, die bleiben wird, Ihnen persönliche Luft zum Atmen, zum Leben zu schaffen.



Fazit: Der tägliche Wahnsinn ist ein lebloses Konstrukt: Ringen Sie ihn nieder!


Es braucht besonders anfangs tatsächlich Mut, mit Konsequenz dem täglichen Wahnsinn zu begegnen. Vielleicht hilft Ihnen auch ein von Ihnen selbst gegönntes Belohnungssystem. Belohnen Sie sich täglich für jedes noch so kleine erfreuliche Resultat, wie Sie mutig und aktiv Ihrem neu ausgerichteten Alltagsrhythmus einen neuen Drive gegeben haben.





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