Verkaufen was keiner will: Corona macht Unternehmensnachfolge fast unmöglich
Das hat die Welt seit 90 Jahren nicht gesehen. Die Welt steht still. Der Mensch merkt, wie klein er doch ist. Bäume wachsen eben doch nicht in den Himmel. Das merken zukünftig vor allem die, denen das altersbedingt gar nicht passt: der Mittelständler. Betriebe stehen vor einem Generationen-wechsel. Doch der Nachwuchs ist nun völlig ausgebremst. Wie kann das Problem gelöst werden?
Corona, doch eine Dornenkrone? Das Heer der 50er Jahrgänge ist deutlich größer als das der 80er. Die mittelständischen Senioren haben den Plan, ihre mühevoll aufgebaute und erfolgreich betriebene Lebensleistung in jüngere Hände zu übergeben. So schwer wie dieser Aufbau- und Machergeneration die Aufgabe des Loslassens und Abgebens überhaupt fällt, so sehr verdirbt Corona auch die besten Absichten, Jüngere zu suchen und den Betrieb für die Zukunft an die Nachfolgegeneration zu übergeben.
Umsätze brechen von heute auf morgen zusammen, vor Gesundheit strotzende hidden champions werden über Nacht zu lame ducks. Zumindest vorübergehend. Reale Werte, zu denen der Senior seine Lebensleistung bei Abgabe honoriert haben möchte, sind irreal rasch zu Luftwerten mutiert. Was soll also der Senior tun? Es wird voraussichtlich Jahre dauern, bis die mittelständische Wirtschaft sich aus dieser Misere befreit haben wird. So tief, so nachhaltig zeichnen sich heute schon die Bremsspuren auf der ehemaligen Erfolgsstraße ab.
Ein Komplettstillstand von Lieferung und Leistung auf Wochen oder Monate hinaus ist im Erfolgsplan jedes Unternehmers einfach nicht vorgesehen. Ordentliche Eigenkapitaldecken werden in Windeseile aufgezehrt. Vorausgesetzt, dass Banken genauso weitsichtig sind wie derzeit die politisch Agierenden wird es zu hohen Fremdkapitaleinsätzen in Verbindung mit zumindest mittelfristig ausbleibenden signifikanten Gewinnen vor Steuern kommen.
Welcher Junior, der unternehmerisches Blut in seinen Adern fließen hat und bis vor drei Wochen noch Aufbruchstimmung in ein unternehmerisches Lager signalisierte, ist heute noch willens und in der Lage, einem Seniorunternehmer den Betrieb abzunehmen. Abnehmen: selbst die kühnsten Strategen, die meinen, nun sei die Zeit für einen günstigen Einkauf gekommen, können nicht so abgebrüht sein, als dass sie auf noch so attraktive Angebote einsteigen. Heißt das, dass der Senior ad infinitum oder zumindest langfristig weitermachen muss?
Intelligente Lösungen für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge sind jetzt gefragt. Die Suche nach einer solchen Lösung kann nur schwer zwischen Senior und Junior erarbeitet werden. Es braucht strategische Partner. Vorausgesetzt, dass hier wirklich zwei Menschen, zwei Ideen über eine geeignete Nachfolge zusammenpassen, die Rahmenbedingungen präzise ausgearbeitet sind, braucht es neutrale Mittler, Coaches, Berater, die zusammen mit Banken und Juristen, Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern, eine Übergangslösung diskutieren, damit der Senior gefahrlos sein Eigentum übertragen kann und auch dem Junior genügend „Luft zum Atmen“ bleibt, um mit seiner neuen Dynamik und seinem ausgeprägten Talent und Fachverstand den Betrieb zu neuen Erfolgen führen kann. Möglicherweise sind hier monetär abgesicherte Renten-, Raten-, Mietkonzepte eine geeignete Lösung, die eine ratierliche Tilgung der Kaufsumme in Anlehnung an die geschäftliche mittel- und langfristige Gewinnentwicklung vorsieht.
Mehr noch als jede vertragliche Absicherung und einvernehmliche Lösung bedarf es eines tiefen, unerschütterlichen Vertrauens des Seniors in seinen Nachfolger, damit in dieser fragilen Phase auch mittel- und langfristig das Unternehmen wieder in ruhigere Fahrwasser manövriert werden kann.
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