Die Geschichte mit der Erblast
Da ist ein junger talentierter Ingenieur, der hoch hinaus will und auch könnte, wenn er dürfte. Er ist Anfang 30. Sein Studium hat er in Rekordzeit mit großem Erfolg absolviert. Die ersten sechs Jahre in verantwortungsvoller Stelle in einem mittelständischen Unternehmen versprechen einen steilen Aufstieg in die Top-Führungsebene. Er verspürt aber Aufbruchsstimmung. Raus aus dem Angestellten - rein ins Unternehmerlager. Sein Konzept ist faszinierend.

Das notwendige Startkapital kann bereitgestellt werden. Also: worauf warten? Er sitzt da...mit aufgekrempelten Ärmeln, klarem Blick, lupenreiner Perspektive. Und dennoch hält ihn irgendetwas von dem Schritt in die Selbstständigkeit ab. Was kann das nur sein? Der Coach ist neugierig. "In welchen Situationen ist Ihnen dieses imaginäre zurückgehalten werden schon in der Vergangenheit begegnet"? Gut Antwort braucht Weile.
So auch diese...
"Ach, immer wieder, z.B. in Situationen wie Übertritt von der Grundschule in die weiterführende Schule, Studium - ja, nein- , Auslandsaufenthalt - ja, nein- etc."
Die Spannung wächst. Was hat der schulische Übertritt in die nächsthöhere Schule mit der Situation, sich selbstständig machen zu wollen, gemein? Nichts! So möchte man meinen. Und doch: Die Rückbesinnung auf die früheste Kindheit bringt es an den Tag. Sehr auf den Vater fixiert, ihn als Idol, na vielleicht als großes Vorbild sehend, orientiert sich der kleine Bub von damals auch heute noch an Vaters Verhalten, an dessen ausgedrückten oder zumindest gelebten Verhaltensweisen des Zögerns, des "gib Obacht Bua"-Ratschlägen.
Der Vater ist ein rechtschaffener, auch ein erfolgreicher Ingenieur, angestellt und fleißig im Dienste des Arbeitgebers. Jedoch kein Unternehmertyp. Er scheut das Risiko. Er braucht die Sicherheit. So hat sich der Sohn über die ersten dreißig Lebensjahr die Lebensweise des Vaters zu eigen gemacht und stößt nunmehr an die Grenzen seiner Leidenschaft, das eigene große Ding machen zu wollen. Hoffnungslos? Nein, überhaupt nicht! Nunmehr ist die Ursache, die große Unbekannte, die den jungen Mann zurückgehalten hat, entlarvt. Der junge Ingenieur kann sich nun bewusst vom Vater lösen. Er lernt zu unterscheiden, was "seine" und was "des Vaters" Lebensphilosophie ausmacht, wo die Unterschiede sind, und er erfährt die neue Selbstständigkeit, sich seinen Lebenstraum erfüllen zu dürfen. Jetzt sind die Barrieren aus dem Wege geräumt.
Jetzt schreibt er frohen Mutes seinen Businessplan und weiß, dass sein Traum Wirklichkeit werden wird.
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